Wovon Winnetou noch träumen musste

oder: Die Balsamicoreduktion unter den Fleischzuschnitten

Ein neuer Trend sucht den Markt der High-End Steakhäuser heim. In Amerika jetzt angeblich ganz gross und daher nun auch schon auf unserer Show-Bühne. Prinzipiell ist das alles ganz einfach und klingt auch wahnsinnig logisch. Wie wäre es mal mit einem langstieligen Rinderkotelette. Und tatsächlich ist hiergegen wirklich nichts einzuwenden. Das einzige Problem ist, wie so oft der darum entstandene Hype. Hipster um Hipster bestellt sich das Trum, um sich dann für jede eingenommene Proteinkette ein wenig geiler zu fühlen. Vermutlich ist auch der Satz “Ich mochte die bereits bevor sie bekannt wurden” ein gerne gehörter Gast in den exzentrisch eingerichteten Fleischlokationen, in denen das Produkt eingenommen wird. Jeder Fleischliebhaber sollte sich einfach bewusst sein, egal wie rustikal man sich sein Fleisch zubereitet wünscht, hat sich genau dieses Stück Fleisch bereits ein Homo Erectus vor hunderttausenden von Jahren mit einem Steinmesser aus einer Antilope geschnitten. Der hat sich damals vermutlich lediglich gefreut was ordentliches in den Magen zu bekommen und sich nicht mit seiner Wollmütze bekleidet den Bauch gerieben und Pappy van Winke bestellt.

Logistik des Billigfleischkonsums in Zeiten des Wirtschaftswunders

Das Wirtschaftswunder führte bereits in den sechziger Jahren dazu, daß der Fleischkonsum in Deutschland stark anstieg. Vor allem Fleisch aus Drittländern wurde in großer Zahl eingeführt. Zunächst wurde dies über die üblichen Seehäfen abgewickelt. Bereits nach einiger Zeit konnten diese jedoch den stark angestiegenen Fleischtransitminimaldurchsatz nicht mehr garantieren. So wurden zum 14.03.1963 4 Fleischhäfen an der Nord- und Ostseeküste eröffnet.

 

  • Hornum [Kapazität von bis zu 1.999 Kühen pro Quadratminute]
  • Ribnitz-Damgarten [Kapazität bis zu 5.000 Bruttoregistertonnen gutes Fleisch]
  • Süderbrarup [Kapazität bis zu 7.500 Bruttoregistertonnen delikate Proteingutstücke], abgebildet auf dem untenstehenden Archivbild
  • Duhnen [Kapazität bis zu 4.000 Bruttoregistertonnen delikate Fleisch- und Wurstwaren]

 

Von diesen Verkehrsknotenpunkten der Fleischeslust wurden die Tierprimals und Container voller Pökelware dann auf neu gelegten Expresstrassen über das Schienennetz an eine dankbare Nation verteilt.